Es ist lästig und viele fragen sich zweimal im Jahr: „Muss das wirklich sein?“ In der Fahrschule wird mit dem einfachen Leitspruch ‚von O bis O‘ zum Reifenwechsel ermahnt – zu Ostern die Sommerreifen und im Oktober die Winterreifen. Warum es sich lohnt, sich daran zu halten und wann Sie es sogar müssen erklären wir hier.

Reifenwechsel auf der Rennstrecke

Die Unterschiede von Sommer- und Winterreifen

Obwohl wir in vielerlei Hinsicht technologisch fortgeschritten sind ist es uns noch nicht gelungen, Reifen herzustellen, die allen Witterungsverhältnissen standhalten können. Aus Sicht eines Laien scheint die Aufgabe nicht zu schwierig: Gummi ist schließlich gleich Gummi. Dem ist aber leider nicht so. Tatsächlich ist die Gummimischung aber nur einer von zwei Kernpunkten, in denen sich Winterreifen von Sommerreifen unterscheiden:

1. Gummimischung

Ganz einfach ausgedrückt ist die Gummimischung von Sommerreifen härter, weil sie im Sommer nicht nur der Umgebungswärme ausgesetzt ist, sondern auch permanent Kontakt mit der besonders heißen Fahrbahn hat. Setzt man einen Winterreifen dieser Situation aus, nutzt er sich bei weitem schneller ab und muss demnach auch früher ausgetauscht werden. Schließlich ist ein Reifen nur bis zu einer Profiltiefe von 1,6mm zulässig. Nutzt man einen Sommerreifen hingegen im Winter kann er durch die kalten Temperaturen spröde werden, da er zu stark verhärtet.

Winterreifen hingegen sind weicher und mit mehr Naturkautschuk versehen. Bei kalten Temperaturen verhärtet sich Gummi, das Kautschuk hält die Reifen aber elastisch, damit sie den Grip auf der Fahrbahn behalten und das Fahrzeug nichtaußer Kontrolle gerät (z.B. durch Aquaplaning oder Drift). Ideal für Winterreifen sind Temperaturen von 7 Grad und darunter.

2. Profil

Dass das Profil von Reifen ungemein wichtig ist, ist allgemein bekannt. In diesem Punkt unterscheiden sich Winter- und Sommerreifen ebenfalls stark. Schließlich müssen sie sehr unterschiedliche Aufgaben (neben dem sich drehen) bewältigen. Sommerreifen müssen teils große Mengen Wasser ableiten, damit es nicht zu Aquaplaning kommt. Winterreifen hingegen müssen mit Schnee und Eis klarkommen und dabei den Grip mit auf dem Asphalt wahren. Deshalb sind Winterreifen mit Lamellen ausgestattet. Diese greifen in verschneite und vereiste Fahrbahnen und halten das Auto so besser unter Kontrolle. Sind sie aber mit größeren Wassermengen – zum Beispiel durch Starkregen oder Standwasser auf der Fahrbahn – konfrontiert, sind sie schlecht für die Situation gewappnet. Ein Sommerreifen wartet nur auf die Gelegenheit, sich bei Wasseransammlungen in Spurrinnen oder Unterführungen zu beweisen. Längsrillen leiten das Wasser geschickt ab.


Warum überhaupt die Reifen wechseln?

Viele Gründe haben wir schon durch die Unterschiede der Reifen geklärt. Grundsätzlich gilt: Reifen außerhalb ihrer jeweiligen Jahreszeiten zu nutzen führt zu schnellerem und größerem Verschleiß und kann gefährlich werden. Außerdem besteht bei einem Unfall die zusätzliche Gefahr, dass die Versicherung sie quer stellt und keinen Cent bezahlt, ob Sie am Unfall schuld sind oder nicht.

Außerdem sollten Sie bedenken, dass es Situationen gibt, in denen eine Winterreifenpflicht herrscht. In Deutschland handelt es sich um eine situative Winterreifenpflicht. Herrschen also winterliche Verhältnisse (Schnee, Eis, Glätte, etc.), müssen Winterreifen montiert sein.

Ähnlich sieht es in Österreich aus: Zwischen dem 1. November und dem 15. April müssen Fahrer von Pkw und Klein-LKWs darauf achten, dass sie bei winterlichen Fahrbedingungen Winterreifen mit einer M+S-Kennzeichnung montiert haben. Selbst, wenn Sie Schneeketten an zwei Ihrer Sommerreifen anbringen, ist dies nur auf Straßen zulässig, die (fast) vollkommen mit Schnee und Eis bedeckt sind.

Ganzjahresreifen

Aber Moment! Was ist mit Ganzjahresreifen (auch Allwetterreifen genannt)? Auch diese Art von Reifen wollen wir nicht außer Acht lassen. Grundsätzlich sind Allwetterreifen sowohl für den Sommer als auch den Winter geeignet. Aber wenn es so einfach wäre würde jeder einfach Allwetterreifen kaufen. Tatsächlich bringen die Reifen sowohl die Vorteile als auch die Nachteile der saisonalen Reifen mit sich, lediglich in abgeschwächter Form. Bei besonders hohen Temperaturen können sie den Sommerreifen nicht das Wasser reichen und bei extremer Kälte, Schnee und Eis stehen sie im Schatten der Winterreifen. Optimal sind die Reifen eigentlich für Gegenden, in denen stets ein sehr ausgeglichenes Klima herrscht – ohne Extreme. Kurze Strecken, vorzugsweise Innerorts bei mäßigem Klima sprechen für die Wahl von Allwetterreifen.

Aus Sicht des Gesetzes gab es 2018 in Deutschland eine Veränderung, die zu Verunsicherung führt: Denn obwohl man bisher mit Allwetterreifen auch bei winterlichen Verhältnissen fahren durfte (solange sie die M+S Kennzeichnung vorwiesen), gilt ab 2024, dass das Schneeflockensymbol (Alpine Symbol) benötigt wird. Auch in Österreich können seit Ende 2018 Reifen im Winter benutzt werden, die nur das Alpine-Symbol vorweisen – allerdings ist es anders als in Deutschland nicht Pflicht.

Allwetterreifen sind keine schlechte Wahl. Es sollte aber bedacht werden, dass sie sich insbesondere im Sommer schneller abnutzen und den Spritverbrauch erhöhen. So wirken sie sich dann auch auf die Geldbörse aus, obwohl man sich das Reifen wechseln gespart hat.

 Abhängigkeit zwischen der Fahreigenschaften von Winterreifen (blaue Linie), Sommerreifen (rote Linie) und der Umgebungstemperatur.

Reifenwechsel: Abhängigkeit zwischen der Fahreigenschaften von Winterreifen
(blaue Linie), Sommerreifen (rote Linie) und der Umgebungstemperatur.

Reifenwechsel Kosten

Haben Sie sich für die saisonalen Reifen entschieden stellt sich gleich die nächste Frage, welche Kosten ein Reifenwechsel mit sich bringt. Reifenwechsel Preise unterscheiden sich von Werkstatt zu Werkstatt und von Stadt zu Stadt. Aber natürlich können wir Ihnen einen Überblick über die ungefähre Preisspanne geben. Dabei gehen wir von folgender Grundlage aus: Sie haben 2 Sets Reifen (4 Sommer- und 4 Winterreifen) jeweils mit eigenen Felgen.

Was kostet ein Reifenwechsel?

BedienungPreis
Reifenwechsel (4 Räder)20 – 40 Euro
Auswuchten (optional)2 – 10 Euro pro Rad
Einlagerung20 – 30 Euro
RDKS Zuschlag15 – 30 Euro
Gesamt42 – 110 Euro

Erfahren Sie hier mehr über Reifen Auswuchten. Beim RDKS-Zuschlag handelt es sich um zusätzliche Kosten in Zusammenhang mit der Einstellung und Justierung des Reifendrucksystems (RDKS) nach der Montage der saisonalen Reifen. Neuere Autos (ab 2014) verwenden dieses System um den Fahrer auf Veränderungen im Reifendruck aufmerksam zu machen. Die Reifeneinlagerung ist eine komfortable Option, wenn Sie die Reifen sicher bei der Werkstatt einlagern lassen möchten, anstatt sie nach Hause zu nehmen.

Autorad an der Auswuchtmaschine

Ein wichtiger Faktor für die Kosten der Einlagerung ist natürlich der Anbieter und die Stadt. In Großstädten wie München oder Berlin ist es schwieriger, günstige Angebote zu finden als in kleineren Städten. Auch die Felge ist wichtig für den endgültigen Preis. Alufelgen führen oft zu deutlich höheren Reifenwechselpreisen.

Reifenwechsel: Wann ist er fällig?

Steigen die Temperaturen langsam wieder an, stehen Sie vor der Frage, wann Winterreifen wechseln nötig ist. Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie sich an den Leitspruch aus der Fahrschule halten: Um Ostern herum auf die Sommerräder, im Oktober auf die Winterreifen wechseln. Dieser Leitspruch macht es Ihnen einfach, sich daran zu erinnern, wann Winterreifen drauf und runter müssen. Natürlich strömen zu diesen Zeiten die meisten Autofahrer zur Werkstatt ihres Vertrauens, also sollten Sie die Termine mit etwas Vorlaufzeit planen.