Es ist ein Alptraum für jeden Autofahrers: Der Reifen hat einen Platten. Anders als bei einem Fahrrad kann ein platter Reifen schwerwiegende Folgen haben. Auch wenn das Thema Bestandteil des Unterrichts in der Fahrschule war, viele stehen in so einer Situation erstmal ratlos da. Wahrscheinlich auch, weil statistisch gesehen „nur“ alle 150.000 Kilometer (oder alle 10 Jahre) eine Reifenpanne entsteht. In 2020 lag der Anteil an Reifenpannen erstmalig bei über 6% als Pannenursache in Deutschland. Je nachdem, wo der Schaden aufkommt, muss die Situation entsprechend geregelt werden. Viele fragen sich berechtigterweise: Wie verhält es sich mit dem Reserverad? Hier wollen wir die wichtigsten Fragen beantworten.

Radwechsel

Was ist ein Reserverad?

Ein Reserverad ist ein Radersatz, der im Fall einer Reifenpanne anstelle des beschädigten Rads eingesetzt werden kann. Hierbei handelt es sich meist um ein fünftes Rad, also ein Rad derselben Art und mit denselben Eigenschaften der regulären Räder. Der Begriff Reserverad wird oft mit dem des Notrads gleichgestellt. Hier gibt es aber entscheidende Unterschiede. Grundsätzlich ist ein Notrad zwar auch ein fünftes Rad, das im Fall einer Panne unterwegs eingesetzt werden kann um eine Weiterfahrt zu ermöglichen. Allerdings ist das Notrad im Gegensatz zum Reserverad keineswegs ein dauerhafter Ersatz und ist deshalb auch erheblich günstiger als gewöhnliche Räder. In den meisten Fällen ist es schmaler und das Profil ist nicht so tief wie bei den herkömmlichen Rädern. Aufgrund dieser Einschränkungen darf man mit einem Notrad auch nur bis zur nächsten Werkstatt (und das auch nur mit bis zu 80 km/h) und nicht wie mit einem Reserverad wie gewohnt weiterfahren.

Jeep mit Reserverad

Einige Autos – wie zum Beispiel Jeeps – tragen noch heute ein Reserverad an einer entsprechenden Halterung am hinteren Ende, bei anderen findet es sich im Kofferraum in einer entsprechenden Mulde oder sogar an der Unterseite des Fahrzeugs. Die meisten Autos werden allerdings heutzutage nicht mehr mit einem Reserve- oder Notrad sondern einem Reifenreparaturset geliefert. Das liegt mitunter daran, dass nicht nur das schwere und große Rad, sondern auch entsprechendes Equipment permanent mitbefördert werden müsste, was sich sowohl auf den Platz wie auch den Kraftstoffverbrauch auswirkt.

Gibt es eine Reserverad Pflicht?

Grundsätzlich gilt: Es gibt keine Pflicht für ein Reserverad, weder in Deutschland noch für ein in Deutschland zugelassenes Auto im Ausland. Das Schließt das Reserverad sowie das Notrad ein. Auch ein Reifenreparaturset ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht dringend empfohlen wird, das eine oder das andere mitzuführen, um für den Fall einer Panne gewappnet zu sein.

Brauche ich eine Reserverad Halterung?

Ebenso wie Sie nicht dazu verpflichtet sind ein Reserverad mitzuführen benötigen Sie auch keine besondere Halterung für Ihr Reserverad. Sie können dieses auch im Kofferraum oder innerhalb des Autos transportieren. Entscheiden Sie sich für eine solche Reserverad Halterung, besteht sie meist nur aus 2 bis 3 Teilen, die sich leicht am Wagen (am Dach, an der Achse, an der Motorhaube oder hinten, abhängig vom Fahrzeug) befestigen können. Zur Sicherung gegen Diebstahl lässt sich auch ein Vorhängeschloss daran befestigt oder es wird direkt mit einem Verschlussmechanismus geliefert.

Woraus besteht ein Reifenreparaturset?

Ein Reifenreparaturset dient dazu, kleinere Schäden, insbesondere durch punktuelle Einstiche wie zum Beispiel durch Nägel, unterwegs beheben zu können. Geplatzte oder gar aufgeschlitzte Reifen sind mit einem Reifenreparaturset nicht reparabel

Reifenreparatursets kommen meist in Kofferform und sind sehr kompakt und leicht. Damit sie deutschen TÜV-Standards entsprechen müssen sie folgende Bestandteile haben (wobei die Art des Dichtmittels abweichen kann):

  • Vulkanisierungsstreifen – Mit diesen wird das Loch im Reifen gestopft
  • T-Griff Bohrwerkzeug – Zum Reinigen des Lochs
  • T-Griff mit Nadelöhr – Hiermit wird der Vulkanisierungsstreifen eingeführt
  • (Cutter)-Messer – Zum Entfernen etwaiger Überreste des Vulkanisierungsstreifens

Optional werden die Reifenreparatursets noch mit folgenden Gegenständen geliefert:

  • Vulkanisiermasse oder - Kleber (auch Rubber Cement genannt) – Damit die Vulkanisierungsstreifen noch besser halten
  • Schmieröl – Zur leichteren Einführung der Vulkanisierungsstreifen
  • Zange – Zum Entfernen von Gegenständen wie Nägeln aus dem Reifen

Einige Hersteller bieten auch ein Set inklusive eines Kompressors, der das Aufpumpen fern von Tankstelle oder Werkstatt ermöglicht. Hierbei handelt es sich um das sogenannte Reifenpannenspray. Mit solchen Sets wird der Reifen mit einem flüssigen Dichtmittel gefüllt, das über einen Schlauch durch das Ventil in den Reifen gepumpt wird. Der Kompressor wird über den Zigarettenanzünder mit Strom versorgt. Diese Lösung ist allerdings im Gegensatz zum Reparaturset nur eine Notlösung und keine Reparatur.

Vorsicht: Wenn Sie Ihren Reifen mit einem Reifenreparaturset geflickt haben, müssen Sie dennoch bei nächster Gelegenheit zu einer Werkstatt, um dort das Rad prüfen zu lassen und es mit Flüssigpflaster versiegeln zu lassen. Dies schreibt der Gesetzgeber in §36 StVZO vor. Danach ist eine Weiterfahrt meist bis 210 km/h unbegrenzt zulässig.

Reifenreparatursets können, je nach Ausstattung und Qualität, zwischen etwa 7 und 40 Euro kosten, obwohl es auch günstigere und teurere Varianten gibt. Für etwa 30 Euro erhalten Sie ein gut ausgestattetes Set mit allem, was Sie für die spontane Reifenreparatur brauchen. Die Reparatur mit einem Kompressor hingegen bedeutet ein größeres Investment. Diese Pannensets kosten meist zwischen 35 und 100 Euro. Dafür sparen Sie sich viel anstrengende Arbeit im Vergleich zum Reifenreparaturset mit Vulkanisierungsstreifen.

Auto auf dem Wagenheber

Wie lange kann ich mit einem Reserverad fahren?

Wie bereits erklärt gibt es einen Unterschied zwischen dem Reserverad und einem Notrad. Das Notrad dient lediglich dazu, das Auto zur nächstmöglichen Werkstatt zu transportieren. Obwohl bei einer Kontrolle schwer festgestellt werden kann, wie weit Sie bereits fahren, sollten Sie sich zu Ihrer eigenen Sicherheit unbedingt schnellstmöglich zu einer Werkstatt bewegen. Außerdem dürfen Sie mit einem Notrad maximal 80 km/h fahren.

Ein Reserverad, also ein richtiges Ersatzrad, das sich von den anderen Rädern am Wagen nicht unterscheidet, dürfen Sie hingegen uneingeschränkt nutzen. Beim Reserverad unterliegen Sie demnach den gewöhnlichen gesetzlichen Vorschriften: Solange das Profil mehr als 1,5mm Tiefe vorweist und keine anderweitigen Schäden vorliegen, können Sie wir gewohnt weiterfahren. Auch, wenn es sich beim Reserverad um einen Sommerreifen handelt und die restlichen 3 Reifen Winterreifen sind können Sie das Reserverad verwenden. Allerdings sollten Sie die Witterungsverhältnisse beachten und idealerweise schnell einen Ersatz für den beschädigten Reifen finden.

Reserverad kaufen

Da ein Reserverad prinzipiell ein fünftes Rad ist, richten Sie sich am besten nach den Spezifikationen Ihrer regulären Räder, wenn Sie sich ein Reserverad kaufen möchten. Dazu können Sie die entsprechenden Angaben – zum Beispiel über die Suche bei Oponeo – eingeben und das gewünschte Modell bestellen. Die Kosten hängen dabei selbstverständlich von der Art und der Marke des Reifens sowie der Felgen ab.